Made in Strandkorbland! Oder: Strand ohne Strandkorb ist wie Sommer ohne Sonne.

BeSeaside_Strandkoerbe(Seaside Story #13) Ich glaube, es geht schon wieder los: Gemeinsam mit den ersten Sonnenstrahlen kommen nicht nur die vielen Sonnenanbeter aus dem ganzen Land an die schönsten Küstenstreifen. Wie über Nacht besiedelt auch eine ganze Armada an Strandkörben den sandigen Untergrund und scheint nur darauf zu warten, dass das hölzerne Gitter von einem Mieter abgenommen wird. Urlaub an der See in Deutschland und der Strandkorb – eine Liebe, die nie zu Ende gehen wird. Doch wie startete diese jährliche Liaison überhaupt? Und wieso gibt es einen Unterschied zwischen Nordsee- und Ostsee-Strandkörben?

Jeder saß schon mal in einem dieser Körbe, zurrte das Leinenverdeck zurecht, zog die Fußstützen heraus und klappte den Abstelltisch für die mitgebrachte Erfrischung auf. Von Frühjahr bis Herbst können diejenigen, die den Sommerurlaub dem Sturmtourismus in der windigeren Jahreszeit vorziehen, sich in dieses kleine Eiland Glück zurückziehen. Je nach Aufstellung – und natürlich stets der Sonnenwanderung während des Tages folgend (dafür auch eigentlich die Tragegriffe!) – bietet ein Strandkorb mit seinen vor Wind und Sonneneinstrahlung schützenden Eigenschaften die nötige Ruhe, um vom Alltag abzuschalten. Diese Sitzgelegenheiten sind heute eine Oase der Ruhe für jedermann. Ganz im Gegenteil zur dekadenten Anfangszeit der Badekultur in Deutschland.

Erfinderland der Strandkörbe. Körbe mit geflochtenen Bestandteilen gibt es schon seit Jahrhunderten. Eingesetzt wurden diese Sitzgelegenheiten, die schon in der Hamburger Zunftordnung von 1595 erwähnt wurden, jedoch nicht am Strand, sondern in den eigenen vier Wänden. Als Schutz vor Luftzug in großen Räumen oder Fluren fanden geflochtene Weidesessel hier in der Oberschicht Gebrauch, aber auch in britischen Schlössern waren solche deutsche Windschutz-Sessel beliebt. Mit dem Beginn der Seebäder in Deutschland um 1800 fanden zunächst ausländische Errungenschaften ihren Platz am Strand: Badehütten aus Holz waren gleichermaßen präsent wie Badekarren, die mit Pferden ins Meer gezogen wurden und so ein zu der damaligen Zeit sittliches, geschlechtergetrenntes Baden ermöglichte. Der erste Strandkorb seiner Art ist von 1871 dokumentiert, doch als wahrer Erfinder gilt der Rostocker Wilhelm Bartelmann. Der Korbmacher entwickelte ab 1882 die alten Modelle weiter zu Zweisitzern, während seine Frau erstmalig die Strandkörbe während der Sommersaison vermietete. Innerhalb von zehn Jahren standen in Warnemünde rund 100 solcher Sitzgelegenheiten, um 1900 waren es bereits 550. Bis in die 1920er-Jahre schützte sich die Oberschicht in den Strandkörben vor Sonne und Wind, danach wurde es auch vermehrt den Menschen aus der Mittelschicht ermöglicht, Strandurlaube abzuhalten. Seinen Höhepunkt erlebte der Strandkorbmarkt in Warnemünde 1935 mit 3000 Strandkörben, heute steht rund die Hälfte dieser Korbsessel an gleicher Stelle.

BeSeaside_Roter_StrandkorbEin Land – zwei Strandkörbe? Deutschland ist ein wiedervereinigtes Land? Nicht, wenn es um die Strandkörbe geht! Während die Meeres-Sessel an der Ostsee schwunghaft anmutende Seitenteile und eine eher gebogene Haube besitzen, fallen die Äquivalente von der Nordsee mit geraden Seitenteilen sowie einer eher eckigen Haube auf. Damit ist auch klar, mit welcher Variante der Sitze auf der Ostseeinsel Usedom die Strandkorb-Sprint-WM ausgetragen wird. In diesem Jahr liefen die Teilnehmer-Teams die 20 Meter lange Strecke mit den Sesseln bereits zum neunten Mal. Gewonnen hat – wie sollte es anders sein – ein einheimisches Duo.

Das Land der Strandkörbe. Ohne Wenn und Aber ist Deutschland das Land der Strandkörbe. Während an der Küste der Niederlande die deutschen Sitze lange Zeit auch eine hohe Beliebtheit genossen, setzen die Nachbarn mittlerweile eher auf Liegestühle. In Deutschland finden sich die Strandkörbe in der Kunst, der Literatur (wie in Thomas Manns Gesellschaftsroman: „Die Buddenbrooks“ – obwohl die Strandkörbe zu der Zeit, in der sie im Roman vorkommen, noch gar nicht erfunden waren) oder in Weltrekordaufzeichnungen: Der größte Strandkorb steht auf der Insel Usedom und misst 6,40 Meter in der Breite, 4,15 Meter in der Höhe und 3,33 Meter in der Tiefe. Er löste damit seinen deutlich kleineren Bruder ab, der für das G8-Treffen 2007 in Heiligendamm entwickelt wurde und im Vergleich nur „winzige“ Ausmaße hatte. Und so verwundert es wenig, dass mittlerweile viele  einen Strandkorb auf der Terrassen oder dem Balkone stehen haben … als kleine Insel zu Hause! An der Stelle erlauben wir uns abschliessend einen Tipp als Alternative für Heim & Garten (auch wenn wir Strandkörbe toll finden!): Ein  Seasider Chair (Adirondack Chair)! Der vermittelt auch ein Urlaubsgefühl und ist auch leichter zu drehen, um der Sonne zu folgen…

Ich bin dann mal in meinem Strandkorb!

Euer Jan & BeSeaside

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