(Seaside Story #15) Die Kreuzung aus “Küste” und “Muttertag” ergibt… richtig: eine Rosa Rugosa! Am heutigen Muttertag widmen wir unsere Seaside Story den Rosen, hier ein ganz speziellen.. Wenn man in einer Umfrage statistisch erheben würde, wie viele Mütter heute mit einem Bündel Rosen glücklich gemacht wurden (auch Blumen von der Tankstelle zählen wir gnädigerweise mit), würden wir uns sicherlich im sehr hohen, nahezu kompletten Prozentbereich aufhalten. Finger lassen sollte man bei dieser Gelegenheit allerdings von der Rosa Rugosa – besser bekannt als die Kartoffelrose.
Die Parole: „Finger weg“…gilt aber nicht nur wegen des wenig schmeichelhaften Namens. In der Tat hat diese Rose mit Apfelrose oder Dünenrose durchaus charmantere Bezeichnungen inne, die aber keineswegs einen ähnlichen Bekanntheitsgrad haben wie eben der Ausdruck Kartoffelrose – ein Name, so betörend wie ein Felsblock. Vielmehr hat die Rosa Rugosa ziemlich unliebsame (und nach der ersten Berührung sehr einprägsame) unzählige Dornen, die schon so manche detaillierte Bewunderung abrupt stoppte. Dennoch stehen die pinken und weißen Blüten wie kaum eine andere Pflanze für die Küsten dieses Landes.
Eine asiatische Austauschpflanze. Dabei kommt die Kartoffelrose, die ihren ungewöhnlichen Namen ihren kartoffelförmigen Blättern verdankt, ursprünglich aus Ostasien. Chinesen, Japaner und Koreaner hatten schon Jahrhunderte Freude an dem Anblick der in der Regel ab Mai blühenden Pflanze, bis sie um 1845 nach Europa importiert wurde. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte: Dieser Neophyt (also eine in bislang unbekannte Region gebrachte Pflanze) verbreitet sich invasiv!
Die Invasion der Kartoffelrose! Eine Aussage, wie ein Blockbustertitel. Arnold Schwarzenegger als Reinkarnation der Terminator-Kampfmaschine gegen die Kartoffelrose? Lieber nicht. Denn auch er wäre chancenlos gegen die immer weiter fortschreitende Ausweitung der Pflanze. Die Rosa Rugosa, die das Bild unserer Nord- sowie Ostseeküste prägt, verbreitet sich durch unterirdische Ausläufer, ist außerdem gegen rosentypische Pilzkrankheiten resistent, kann auch mit mageren und sandigen Untergründen leben. In vielen Strandorten verdrängt die Kartoffelrose so einheimische Pflanzenprachten. Zudem ist sie unempfindlich gegen (Streu-)Salz, weshalb auch im Autobahn-Mittelstreifen die Rosengewächse zu finden sind. Will man die Kartoffelrose ausrotten, kann man besser Lotto spielen: Die Erfolgsaussichten sind im Glücksspiel wahrscheinlich höher. Mähen? Hilft nicht, wächst nach! Schafe einsetzen, die die Pflanzen fressen? Ist an vielen steilen Dünen nicht möglich. Die Dänen gehen besonders resolut gegen die Rosenart vor: Im Nachbarland wird nach der Rodung noch eine dicke Sandschicht über die Überreste der Pflanzen geschüttet – und selbst hier gibt es keine Erfolgsgaranie. Aber die Rosa Rugosa hat ja eben auch ihre guten Seiten…
Nicht nur schön, sondern auch lecker! Doch warum etwas bekämpfen, wenn es nicht zu besiegen ist? De facto treten viele Kurorte sogar aktiv gegen eine Bekämpfung der landschaftlich prägenden Pflanze ein. Kaum ein Urlaubsprospekt, selten eine Internetseite von der See, in der sich keine Kartoffelrose findet. Ihr wilde Schönheit ist reizvoll und zugleich ein Kontrast zu mancher kunstvollen Zuchtrose; mit ihrer Größe von bis zu 1,5 Meter dient sie nicht selten als Windschutz vor dem kräftigen Küstenwind. Außerdem kann man die Hagebutten der Rose, also die kleinen Knollen voller Fruchtfleisch, auch auf dem Küchentisch finden. Aus dem Fruchtfleisch kann Marmelade hergestellt werden (etwa Hägenmark), Schale und Samen können getrocknet zu einem Tee aufgekocht werden.
Fassen wir zusammen: Schön anzugucken, aber lieber nicht verschenken – bevor die Rosa rugosa den heimischen Garten übernimmt. Das wäre wohl ein Muttertagsgeschenk, was nicht so schnell vergessen wird. Was allerdings eine Option für die eine oder andere Schwiegermutter wäre…
Eine entspannte Woche wünschen Euch
Jan & BeSeaside