(SeasideStory #20) I’m melting away – ich schmilze! So dürften sich nicht Wenige während der vergangenen Woche gefühlt haben, und die musikalische Untermalung der Radiostationen durfte natürlich nicht fehlen: Von allen Seiten dröhnte die Beagle Music Ltd. oder einer ihrer vielen Nachfolger mit dem Hit „Like ice in the sunshine“ aus den 80ern. Viele hatten dabei tatsächlich dem Liedtext gefrönt, sind zum Glück nicht geschmolzen, hatten aber das ein oder andere Eis in der Hand – natürlich vom italienischen Eiscafé an der Ecke. Doch kommt das „Gelato“ wirklich aus Bella Italia?
Dürfte man sich das Eis nur beim ursprünglichen Erfinder bestellen, würde so manche Eis-Nascherei tatsächlich nicht aus dem italienischen Eiscafé stammen. Bestellen würde man es sich originalerweise nämlich beim Chinesen! Die Asiaten kannten die herrliche Abkühlung nämlich schon lange, bevor unsere europäischen Hirne durch zu schnelles Eisverschlingen einen Kälteschock erlitten. Zumindest blieb dies den Herrschern der chinesischen Bevölkerung überlassen, die große Eislager anlegten. In Europa kam die ursprüngliche Abkühlung übrigens auch nicht zuerst in Italien vor. Im antiken Griechenland war das Wassereis bekannt, Alexander der Große soll ein großer Fan gewesen sein. Und auch Hippokrates verschrieb bei Schmerzen Wassereis. Wo ist dieser Ansatz nur hin verschwunden? Oder was macht mein Hausarzt eigentlich falsch?
Vom Alpenschnee zum Alsterpavillon: Römische Kaiser ließen sich das beliebte Wassereis schließlich mit Alpenschnee zubereiten. Nicht weniger dekadent waren die indischen Herrscher, die sich Eis und Schnee vom Himalaya für ihre Wassererisspezialitäten liefern ließen. Eine Rezeptur für die Eismischung aus Schnee, Wasser und Salpeter brachte der italienische Entdecker Marco Polo im 13. Jahrhundert von einer China-Reise mit ins Heimatland – und der Siegeszug bis hin zum Eis beim Italiener konnte beginnen. 1775 erschien in Neapel das erste Buch, das sich mit der Eiszubereitung, wie wir es heute kennen, beschäftigte. Im gleichen Jahrhundert machte in Paris das erste Eiscafé auf, und 1799 eröffnete in Hamburg im Alsterpavillon das erste Gegenstück auf deutschem Boden.
Zwei Kugeln auf die Hand und eine „eisige“ Premierministerin: Diese Angebote waren bis dato allerdings alle eher der gut betuchten Oberschicht vorbehalten. Das beliebte Eis auf der Hand entstand vermutlich um 1870 in Großbritannien. Dort verkauften italienische Immigranten mit fahrbaren Wagen das Eis zum Mitnehmen. Die Bezeichnung der fliegenden Verkäufer als „hokey-pokey men“ geht dabei auf den italienischen Ausspruch „Gelati, ecco un poco“ zurück, was soviel wie „hier ein bisschen Eis“ bedeutet. Ein bisschen Eis gibt es natürlich auch am Stiel, das 1923 in Amerika erfunden wurde. Ebenfalls beliebt ist heutzutage das sogenannte Softeis, das Mitte des 20. Jahrhunderts in Großbritannien entstand. Mit an der Entwicklung beteiligt: Die spätere Premierministerin Margaret Thatcher – die EISerne Lady!
Zurück zum Italienier: Im Jahr 2014 aß jede(r) Deutsche im Schnitt 7,6 Liter der erfrischenden Spezialität. Doch welche Sorte wird aber am meisten gegessen in Deutschland? Da ist der Spitzenreiter ein echter Klassiker – und schon seit Jahren die Nummer eins: Schokolade. Es folgen Erdbeere, Vanille und Nuss. Doch es kommen immer verrücktere Eissorten auf den Markt: Über Weißwurst-, Lachs- oder Senf-Geschmack, sind der Fantasie in Puncto Eisherstellung kaum Grenzen gesetzt.
Mittlerweile strengen Forscher sich sogar an, einen wahren „Eiscode“ zu entwickeln. So kann man im Internet nachprüfen, was das Eis über seine Persönlichkeit aussagt. Wem bei dem ganzen Hype um die Erfrischung zu heiß wird, der kann sich im Urlaub abkühlen. Zum Beispiel in einem Eishotel oder Iglu – Cooler geht es wirklich nicht! Doch es muss kein Iglu sein, um sich mal wieder richtig zu entspannen. Da reicht ein Eis am Meer – und aus irgendeinem Radio dröhnt mit Sicherheit auch „Like ice in the sunshine“. Versprochen.
Nicht das (Eis)cremen vergessen!
Euer Jan & BeSeaside